Die Frage des Beitrags bezieht sich nicht nur auf die allererste Erkenntnis, dass dieses Kind ein Sternenkind bleiben wird und nicht zu euch in die Familie einsteigen wird. Diese Frage bezieht sich für mich auch auf jedes kleine Detail im Prozess der Fehlgeburt. Vielleicht ist es die Erkenntnis, dass du das Kind zu Hause gebären möchtest statt zur Kürettage zu gehen. Oder es ist der Beginn der Blutung nach wochenlangem Warten.
Meine ganz klare Meinung dazu ist: offen und gerade heraus. So sprechen übrigens die meisten Männer untereinander auch miteinander.
Ich bin sowieso ein unglaublich offener Mensch und auch wenn manch einer es vielleicht nicht glauben mag, aber mir ist das noch nie zum Verhängnis geworden. Gut, manches Mal weiß ich sicher wann ich mal etwas noch ein wenig zurück halten sollte, aber grundsätzlich ist Offenheit viel weniger schlimm als die meisten vielleicht fürchten.
So wird Offenheit zu eurem Mann in diesem Prozess:
- Sehr wahrscheinlich das Verständnis für euch und eure Gefühle verbessern, wenn ihr eure Gedanken offen legt
- Das Verständnis für den Ablauf/Prozess und ggf. eure Entscheidung verbessern und ihn damit mehr einbeziehen. Dieses Einbeziehen ist meines Erachtens enorm wichtig damit auch er trauern kann
- Euch eine große Last abnehmen, wenn ihr im Verlauf oder auch nach Abschluss einfach jemanden habt mit dem ihr jeden Gedanken teilen könnt
Das könnt ihr tun
- Nehmt euch am Abend nach der Diagnose oder an einem Folgetag gemeinsam die Zeit zu einer kleinen (vielleicht zeremoniellen) Verabschiedung. Ihr könnt gemeinsam die Hände auf den Bauch legen, dazu jeder etwas sagen oder einfach nur jeder in Gedanken sich verabschieden. Ihr könnt dabei zusammen weinen und euch halten, euch frei machen von belastenden Gedanken
- Vereinbart gleich zu Beginn, dass ihr eure Gedanken dazu offenlegen wollt und auch euren Umgang mit der Situation. Schließt einen Pakt, dass euer Umgang sicher unterschiedlich sein wird, dass aber kein Gedanke falsch ist und auch keine Träne. Viele Gedanken, die wir selbst nicht passend finden und der Partner auch nicht, ziehen aber auch schnell weiter wenn man sie erst Mal ausgesprochen und gewürdigt hat. Macht eure Fehlgeburtserfahrung zu einer bewertungsfreien Zone.
- Ihr könnt euer kleines Sternenkind gemeinsam (mit Geschwistern?) im Garten oder einer Topfpflanze begraben.
Und wie sage ich es meinem Kind?
Meine Tochter war knapp 5 und ich habe sie trotzdem in diesen ganzen Prozess von Anfang an eingeweiht. Ich wusste, dass es mir ganz bald vermutlich sehr schlecht gehen würde und so war es in der Schwangerschaft dann auch und mir war wieder sehr übel. Das sollte sie wissen.
Und da sie damit so früh schon von der Schwangerschaft wusste habe ich sie natürlich auch über die Fehlgeburt informiert - zumal sie an diesem Tag sowieso eigentlich ein Ultraschallbild erwartet hatte.
Ich habe es ihr so erklärt, dass das Baby leider aufgehört hat zu wachsen (wir haben die Wochen zuvor immer verfolgt wie groß es schon etwa ist). Ich habe ihr auch erklärt, dass es noch in meinem Bauch ist, dass ich aber irgendwann dann wieder bluten werde wie ja sonst auch immer und dass es dann fort ist und wir danach wieder einen weiteren Versuch starten können. Und damit war das Thema für sie dann auch ok. Die ersten Tage und Wochen hat sie noch ein paar Mal nachgefragt, ob das Baby noch im Bauch ist und ich habe ihr wahrheitsgemäß geantwortet, dass es das noch ist, aber dass es sehr krank war und nicht mehr gewachsen ist. Und irgendwann hat sie nicht mehr gefragt und dann auch mitbekommen, dass ich blute. Immer wenn es mir dann schlecht ging habe ich ihr erklärt, dass das von dem Bluten ist.
Ihr größtes Thema in der ganzen Zeit war die Tatsache, dass wir über 3 Monate dann nicht mehr ins Schwimmbad konnten und ich auch nicht mehr mit ihr gebadet habe, was wir sonst ab und an zusammen tun.