Ja, ihr habt richtig gelesen. In meinem Erfahrungsbericht kann ich euch von allen drei Möglichkeiten berichten. Ich habe während nur einer einzigen Fehlgeburt alle Optionen erlebt. Die eigentliche Fehlgeburt hatte mir Cytotec gebracht. Aber für die Ausschabung machte es keinen Unterschied weswegen diese durchgeführt wird.
Meine Fehlgeburt in aller Kürze
Ich habe mich zunächst für die natürlichste Variante entschieden: Abwarten. Nach 2 Wochen bekam ich eine schwache Blutung, die leider in 4 Wochen nie richtig periodenstark wurde. Nach vielen Recherchen habe ich meinem Körper eine zweite Chance im nächsten Zyklus 4 Wochen später gegeben. Nachdem dann erneut keine Blutung kam und das Ultraschallbild sich (für die Ärztin) unidentifizierbar verändert hatte leitete ich mit Cytotec ein. Leider blieb die Plazenta im Gebärmutterhals stecken und ich hatte das Pech, dass die Ärztin es nicht bemerkte. 5 Tage später durch einen strengen Geruch aufmerksam geworden ging ich wieder zum Arzt, wo das Stück problemlos entfernen ließ. Leider hatte sich dahinter so viel Blut gesammelt, dass es aussah als würde ich ohne Hilfe verbluten. So landete ich in der Notaufnahme. Im Ultraschall war nun leider auch wieder viel Blut zu sehen, so dass ich schließlich einer Ausschabung der Klümpchen zustimmte. Inzwischen waren seit dem Wachstumsende des Babys ca. 3 Monate vergangen.
Achtung, ich bin in meiner Beschreibung sehr offen und direkt. Wer detaillierte Beschreibungen nicht lesen will sollte hier aufhören weiterzulesen.
Die Diagnose Missed Abortion
Es war der 25.9. als wir zur ersten Untersuchung und erstem Ultraschall beim Frauenarzt waren. Wir hatten einen Harmony Test machen wollen, mit welchem aus meinem Blut wenige, häufige Chromosomendefekte beim Baby mit nahezu 100%iger Sicherheit erkannt werden können. Ich hatte mich für diesen Test entschieden, da ich nach einer Geburt nicht eventuell unendlich vielen OPs, hoffen und bangen ausgesetzt werden wollte. Ohne medizinisches Eingreifen im großen Stil ist die durchschnittliche Lebenserwartung eines Down-Syndrom Kindes laut Wikipedia nur 9 Jahre. Daraus konnte ich mir ableiten wie viele Eingriffe nötig sein würden um dem Kind ein Leben zu ermöglichen - von geistigen Problemen noch nicht gesprochen. In diesem Fall erscheint es mir persönlich besser einen Fehler der Natur, den sie selbst nicht vor der Geburt zu korrigieren vermag, selbst zu korrigieren.
Es ist Mitte 11. Woche und ich blicke auf den Ultraschall auf dem ein kleiner Mensch mit Beinen und Armstummeln zu sehen ist. Die Armform irritiert mich direkt etwas, aber ich denke mir "was weiß ich schon von der Entwicklung in diesem Stadium und von der Darstellungsweise im Ultraschall". Inzwischen denke ich mir, vielleicht konnte man da tatsächlich schon die Fehlbildung sehen. Wahrscheinlich war die Entscheidung zu dem Bluttest mein Glück als ich auf dem Stuhl lag und der Arzt "Frau Berl, das gefällt mir nicht. Ich kann keinen Herzschlag erkennen und auch keine Kindsbewegungen." sagte. Tatsächlich: Bei allem Fokus auf die Form des Kindes und die Anzahl (keine Zwillinge) hatte ich auf das Wichtigste überhaupt nicht geachtet gehabt. Ich war im ersten Moment nur erleichtert. Unser Kind war krank gewesen und die Natur hatte es selbst geregelt. Ich hatte es nicht entscheiden müssen. Wir hatten den Test nicht machen müssen. Und ich hatte durch den späten Ultraschall mein Kind auch noch nie glücklich lebendig gesehen gehabt. Natürlich habe ich das Ergebnis erst auch etwas angezweifelt, aber dann vermaß der Arzt das kleine Wesen. 2 cm - aus meiner App mit Hilfe derer ich der großen Schwester jede Woche zeigte wie groß das Geschwisterchen schon war, wusste ich, dass es 3,5 cm sein müsste. Und dann war ich froh, dass ich nicht durch eine Blutung überrascht worden war sondern hier und jetzt sehen konnte, dass mein Kind so krank gewesen war, dass es nicht mal unter optimalen Bedingungen in meinem Bauch lebensfähig war. Was mich allerdings vom ersten Moment an wütend machte war die Tatsache, dass ich 5 Wochen wirklich gelitten hatte - unter starker Übelkeit, null Appetit aber ständig etwas essen zu müssen um sich nicht zu übergeben... das war alles umsonst gewesen und ich würde diese Zeit noch ein weiteres Mal durchstehen müssen.
Natürlich erhielt ich sofort eine Überweisung zur Ausschabung. Ich sagte aber auch von mir aus direkt, dass ich ja auch abwarten könnte - so hatten es Frauen schließlich Jahrtausende immer gemacht. Schlussendlich meint er, dass ich ja eine Nacht darüber schlafen könnte; dass die Blutung in 1-2 Tagen oder auch erst in 2 Wochen beginnen könnte; dass es ein Infektionsrisiko gibt und dass nicht zu sagen ist wann meine Schwangerschaftsübelkeit verschwindet. Aber ein wenig weniger schlecht war mir die letzten 2-3 Tage schon. Das kann ich nun auch zuordnen.
Mein erster Anruf nach dem Arztbesuch galt meiner Hebamme, die ich für die Vorsorge schon gewählt hatte und auch schon länger kenne. Sie gab mir die ersten Tipps und bestärkte mich eine Nacht über die Entscheidung zu schlafen.
Abwarten auf die Blutung bei meiner Missed Abortion in der 9./10. Woche
Nach 24 Stunden Recherche vor allem darüber wie lange ich wohl warten werden muss und was mich bei einer natürlichen Fehlgeburt, einer sogenannten kleinen Geburt zu Hause erwartet, hatte ich meine Entscheidung getroffen. Meine weitere Recherche galt der Ideenfindung, was ich mit meinem Baby machen könnte um es nicht in der Toilette runter spülen zu müssen. Letztlich habe ich mich für einen Bideteinsatz, eine kleine Holzkiste und ein Verbrennen oder aber ein direktes Einpflanzen in eine kleine Palme entschieden. Am Wochenende hatten wir die neue Pflanze gekauft, der Bideteinsatz war gekommen und ich fühlte mich bereit. Ich wusste inzwischen, dass innerhalb von 2-6 Wochen nach Wachstumsende die Blutung bei 90% der Frauen einsetzt. Und ich wusste, dass dies oft zum normalen Zyklusbeginn war. Mein nächster Zyklus würde in zwei Wochen beginnen und so wartete ich darauf.
In nur 24 Stunden war auch meine sehr starke Übelkeit so weit zurückgegangen, dass ich nur mehr ein flaues Gefühl im Bauch hatte. Und auch das verschwand in den nächsten Tagen zunehmend.
Ich muss zugeben. Die ersten Tage sah ich bei jedem Toilettengang genau nach, traute mich kaum mehr aus dem Haus oder alleine irgendwo hin zu fahren. Ich kann euch aber versichern, dass man sich irgendwann gewöhnt und nachdem ich viele, viele Berichte gelesen hatte, wusste ich, dass es mit leichter Schmierblutung oder Blutung beginnen würde und dann bis zur eigentlichen Fehlgeburt auch nochmal ein paar Tage vergehen würden. Ich wurde also nach einer Woche auch wieder mutiger. Machte Ausflüge mit meiner Familie - nicht alleine mit meiner Tochter - und trug vorsorglich immer eine Stoffbinde.
Die natürliche Blutung nach meiner verhaltenen Fehlgeburt
Auf den Tag genau begann meine Schmierblutung mit meiner normalen Zyklusblutung. Nach 5 Tagen wurde es eine Blutung, die immer am Abend stärker wurde. Abends hatte ich auch Krämpfe wie bei der Periode. Aber auch an den 2-3 Abenden, als es mal wirklich mehr weh tat, kam dann nicht mehr. Ich machte abends Sportspiele, trank Hirtentäscheltee, machte längere Wanderungen am Wochenende. Aber nie wurde die Blutung auch nur richtig periodenstark. Ich hatte allerdings so 1 cm große Blutkoagel (wie geleeartige, tiefdunkelrote Blutklumpen), die manchmal abends abgingen. Ich wartete immer noch zuversichtlich so lange die Blutung anhielt.
Was ich auch sehr bemerkenswert fand war die Tatsache, dass grundsätzlich am Wochenende die Blutung stärker war als unter der Woche. Und das unabhängig davon wie viel Bewegung ist hatte oder wie viel ich mit meinem Mann zusammen war (ich dachte vielleicht Oxytocinausschüttung, die ja wehenfördernd ist und durch Kuscheln und Nähe gebildet wird).
Nach gut 3 Wochen wurde die Blutung aber deutlich weniger. Ich hatte die meisten Tage nur noch Schmierblutung. Teils einen Tag mal gar kein Blut in der Einlage und dann wieder ein wenig. Aber ich spürte, dass es für diese Blutung das gewesen war. Also ging ich erneut zum Arzt. Vielleicht hatte sich alles aufgelöst und das war es doch schon gewesen? Schwanger fühlen tat ich mich überhaupt nicht mehr. Brustspannen, nächtlicher Harndrang, nachts unruhig schlafen, Kloß im Hals Gefühl... das alles war in den letzten Wochen verschwunden. Nur meine Brust hatte noch etwas zu viel Volumen.
Das zweite Warten - Zeit für weitere Recherchen
Nach der abgeklungenen Blutung war ich Mitte November beim Arzt. Mein Baby war in 6 Wochen von 2 auf 1 cm geschrumpft, mein HCG nur noch 600. Auch die Fruchtblase war nur noch etwa 3 x 3 cm. Sonst war keine Veränderung. Der Arzt war geschockt über meine lange Wartezeit ohne Kontrolle. Er klärte mich nochmals über Infektion, Sepsis und diesmal sogar über Entartung (Chorionepitheliom) auf.
Ich hatte nach diesem Arztbesuch meine erste richtige Krise. Meine Hebamme hat mich da zum Glück sehr gut begleitet, ich habe öfter mit ihr telefoniert. Ich hatte das Gefühl mein Körper funktioniert nicht richtig. Ich war dann in der Folgewoche nochmals beim Arzt um einen Verlauf meines HCGs zu haben. Es war auf 400 weiter gesunken. Die Fruchtblase begann sich zu deformieren, war nicht mehr richtig rund. Ich bekam das Rezept für die Cytotec und sollte sie nehmen.
Ich begegnete dieser Krise mit viel Recherche im Internet und aktives Nachfragen nach Erfahrungen. Ich wollte dann schon Cytotec nehmen, hatte aber das starke Gefühl von meinem Körper den Beweis zu brauchen, dass er Wehen produzieren kann (ich hatte meine erste Geburt schon nur mit Cytotecwehen und Saugglocke mit Wehentropf gehabt). Nachdem ich eine Frau gefunden hatte, die nach 3 Monaten noch eine erfolgreiche Fehlgeburt gehabt hatte und mir auch eine Ärztin einigermaßen in der Nähe genannt hatte, die sie da begleitet hat, habe ich mich entschieden weiter zu warten. Ich habe dann noch von weiteren langen Wartezeiten gehört und wurde wieder ruhiger.
In dieser ganzen Zeit hatte ich immer wieder etwas Schmierblutung. Ich habe mich entschieden irgendwann zur nächsten Kontrolle zu der anderen Ärztin zu gehen. Die folgenden Wochen war viel anderes los und so wartete ich weiter bis zu meinem nächsten Zyklusbeginn, an dem sich aber nichts tat.
Fehlgeburt einleiten mit Cytotec
Am 10.12. hatte ich dann den nächsten Termin bei der neuen Ärztin. Was mich dort erwarten sollte hätte ich niemals erwartet... Der Ultraschall sah total anders aus, wie lauter kleine Kugeln oder Knoten (in der Nachschau denke ich es waren Blutkoagel), die Fruchtblase war komplett zusammengedrückt und meiner Meinung nach leer. Die Frauenärztin war geschockt und sagte nur sie hätte so etwas noch nie gesehen und erkenne da gar keine Schwangerschaft mehr. Ich war total geschockt und wollte diesen Zustand dann sofort beenden. Die Ärztin hat mir zum Glück gleich Cytotec mitgegeben. Ich sollte heute noch 4 auf einmal nehmen.
Am Nachmittag um 3 als ich meine Tochter und auch meinen Mann abgeholt hatte nahm ich die Tabletten. Ich wusste aus dem Internet, dass man eine Cytotec-Fehlgeburt niemals allein machen sollte! Nach 5 Stunden merkte ich ein Ziehen und eine langsam einsetzende Blutung. Der Abend blieb jedoch mit schwacher Blutung und mäßigen Schmerzen. Was allerdings wirklich schlimm war, war der wässrige Durchfall. Es war wie nach einem krassen Abführmittel. Ich bin leider vom Darm her sehr empfindlich und das Mittel hat Rhizinusöl laut Packungsbeilage drin. Die orale Einnahme war daher für mich wirklich nicht geeignet, da ich nach 3 Stunden bereits alles wieder raus hatte. Selbst mein Abendessen später war nach nicht mal einer Stunde durch.
So rief ich am 11.12. erneut bei der Praxis an, dass ich mehr Tabletten bräuchte. Ich hatte zwar noch das Rezept vom anderen Arzt aber ich habe einfach nicht eingesehen, warum ich für 30 Euro 50 Tabletten kaufen sollte, von denen ich vielleicht 10 brauchen würde wenn's hoch kommt.
Dann kam der nächste Hammer. Nach 45 Minuten Hinfahrt wollte mich die Ärztin erst abweisen. Die Sprechstundenhilfe hatte einen Fehler gemacht, Nachkontrolle war nach 4 Tagen von der Ärztin angedacht gewesen, dabei hatte sie mir gesagt man würde nach 1-2 Tagen nochmals 4 nehmen. Schließlich habe ich die Tabletten doch noch bekommen aber ich sollte sie erst am nächsten Tag nehmen. Die Ärztin hat mir in diesem kurzen Gespräch viel Angst gemacht, dass es doch entartetes Gewebe sein könnte und ich eine Chemo bräuchte und wir erst das Ergebnis des neuen HCG bräuchten. Zum Glück war dieses Ergebnis dann um 14 Uhr da. Ich hatte unglaublich viel Angst gehabt. Aber der Wert war bei 130 vom Vortag und mit Eilsendung der Wert vom heutigen Tag bei 104. Es sank also weiter.
12.12. ich nehme morgens die Tabletten und orientiere mich diesmal an der Vorgehensweise angeblich aus Spanien. 4 Tabletten vaginal, 2 Stunden Bettruhe damit die Tabletten an Ort und Stelle bleiben - vermute ich. Die vaginale Einnahme habe ich mit meiner Hebamme abgesprochen. Das war die beste Entscheidung für mich! Ich hatte kein Durchfall und es wirkte viel besser! Ich hatte nach 5 Stunden starke Wehen, das ging den ganzen Nachmittag und Abend so. Von 15 Uhr bis etwa 20 Uhr konnte ich das Ziehen noch gut ignorieren. Etwa ab 21/22 Uhr konnte ich nichts mehr nebenbei machen sondern lief um unseren Tisch. Etwa ab 12 wurde es sehr heftig nachts, aber die Blutung war immer noch eher schwach. Ich wollte nicht ins Bett gehen bevor es nicht abgeschlossen war, aber um 3 nachts war ich so müde und die Schmerzen waren wieder erträglicher, dass ich doch schlafen ging und auch einschlief. Ein Tasten hatte ergeben, dass diese Wehen meinen Muttermund fingerbreit geöffnet hatten, sie waren also produktiv gewesen.
Am nächsten Morgen war mir klar, dass ich nun erneut einen Anstoß brauchen würde für die Abstoßung nach der Eröffnung. Die ersten 4 Tabletten vom Montag hatte ich gedanklich inzwischen als völlig nutzlos abgehakt. Ich holte mir also noch mein eigenes Rezept weil ich nicht erneut zu der Ärztin so weit fahren wollte und auch nicht wieder diskutieren. Ich nahm also mittags erneut 2 Tabletten und dann 6 Stunden später um 18:30 nochmals 2 Tabletten. Und diese Entscheidung war absolut richtig gewesen. Um 19:30 ging es richtig los. Erneut Wehen wie am Vortag und diesmal stetiges Tropfen. Die Blutung war endlich stärker.
Ich setzte mich auf den Bideteinsatz um die Blutmenge abmessen zu können und saß dort 2 Stunden, in denen 3 Mal ein großes Stück um die 4-5 cm abging. Nach den 2 Stunden merkte ich meinen Kreislauf ein wenig und es war einfach unangenehm, auch wenn weder Blutung noch Wehen abgenommen hatten. Es war aber länger nichts mehr großes gekommen und ich war guter Dinge. An Blut hatte ich um die 300ml aufgefangen, also absolut im Rahmen. Also legte ich mich auf die Couch und die Schmerzen wurden auch wieder besser. Meine größeren Stücke habe ich in meine vorbereitete Pflanze eingetopft.
Ich muss noch dazu sagen, dass sich die sechseckigen Cytotec von Pfizer nicht richtig auflösen. Der Wirkstoff löst sich aber der Trägerstoff ging bei mir mit dem Rest mit ab, teils habe ich sie auch mit dem Finger und Handschuhen selbst raus geholt als die Wehen eh schon so stark waren.
Am Freitag Vormittag war ich dann sofort bei der Ultraschallnachkontrolle bei der Ärztin. Die Gebärmutter war leer, nur noch wenig Schleimhaut. Ich sollte nochmal 2 Tabletten dafür nehmen und nächste Woche nochmal den HCG bei meinem Arzt in der Nähe kontrollieren lassen. Ich war total happy!
Das überraschende Ende - Frauenarzt, Notaufnahme, Ausschabung
Das Wochenende über bemerkte ich bereits, dass die Blutung leicht roch. Ich dachte erst es wären die komischen Binden. Dann am Montag war es deutlicher, aber noch nicht richtig bedenklich. Am Dienstag plötzlich, am 18.12. stank die Blutung so krass, dass ich meine Hebamme kontaktierte. Mit ihr beschloss ich, dass ich am nächsten Tag vor den Weihnachtstagen dringend zu meinem Arzt gehen sollte.
19.12. 11 Uhr: Ich habe meinen Arzttermin. Er vermutet eine Infektion, ich vermute eine Infektion. Er will erst vaginal nachsehen, aber beginnt zu schimpfen, dass er ja nichts sieht weil ja noch lauter Teile verblieben seien. Er denkt nicht nach, ich denke nicht nach. Er holt es einfach raus. "Die Fruchtblase ist geplatzt!" erweckt meine Aufmerksamkeit und ich sehe nach unten, werde aber sofort zurück gerufen und soll warten, ich könne es mir später ansehen. Und dann kommt massenweise Blut nach. Mir ist sofort klar, dass sich das abgestaut haben muss obwohl ich die letzten Tage eine immer noch periodenstarke Blutung gehabt hatte.
Mein Arzt bekommt sofort Panik und ruft den Notarzt. Ich frage noch ob wir nicht kurz warten ob es weniger wird wenn das Angestaute aufhört. Er sagt nein: Ich würde in einer Stunde 1 Liter Blut verlieren. Gut, das wäre ungünstig, das weiß ich auch. Also bleibe ich auf dem Gynstuhl meinem Schicksal erlegen und bekomme von dem aufgeregten Arzt eine Infusion zum Blutausgleich.
Der Notarzt holt mich ab. Meine Fruchtblase, vielleicht die Reste meines Babys, die Plazenta, eigentlich alles was relevant ist, wird von dem Arzt verpackt und soll zur Histologie eingeschickt werden. Ich bin viel zu überrumpelt um nachzufragen wozu oder auch zu widersprechen. Diesen Umstand bereue ich im Nachhinein.
Nach insgesamt 3 ! Stunden schaut im Krankenhaus dann das nächste Mal wieder jemand auf meine Blutung. Dazwischen nur Blutdruckmessen und Infusionen mit Flüssigkeit. Ich schwamm inzwischen in Blut, aber konnte immer noch aufstehen und kurze Wege laufen (z.B. zum nächsten Gynstuhl). Die Blutung ist dann schwächer geworden aber leider ist die Gebärmutter, die am Freitag leer war nun wieder voll mit Blutklumpen. Es soll eine Ausschabung gemacht werden. Und ich ergebe mich erneut in mein Schicksal. Im Nachhinein denke ich mir ich hätte Alternativen wie Oxytocingabe oder auch zumindest nur eine Saugkürettage erfragen sollen, aber auch dazu reicht mein Denkvermögen nicht, auch wenn ich die ganze Zeit recht klar bin. Mein Mann war im Krankenhaus zu mir gestoßen und hatte sich noch um unsere Tochter gekümmert.
Ich komme auf ein Zimmer um noch 2 Stunden zu warten bis mein Frühstück 6 Stunden her ist. Und dann werde ich in den OP gebracht. Die OP an sich war eine Kleinigkeit. Ich war wohl nur 20 Minuten drin bis ich wieder wach und sofort klar war. Ich hatte neben weiterer Flüssigkeit präventiv Oxytocin zum Zusammenziehen der Gebärmutter, Schmerzmittel und ein Mittel gegen Übelkeit bekommen. Das erfuhr ich auf Nachfrage. Bereits 10 Minuten später kann ich zurück ins Zimmer. Mein Mann kommt dann auch wieder nachdem er sich dazwischen um eine Betreuung für unsere Tochter gekümmert hat.
Ich fühle mich wie vor der OP. Beim ersten Aufstehen und Toilette gehen (seit 11 Uhr morgens das erste Mal) klappt alles gut wenn ich auch noch etwas wacklig bin. Von einer Schwester erfahre ich dann durch Zufall, dass ich bis zum nächsten Tag bleiben soll. Das war aber nicht mein Plan und ich entließ mich auf eigene Verantwortung um 19:30 selbst.
Die Zeit nach der Ausschabung
Ich habe mich sehr geärgert, weil ich zwei Mal fast diesen blöden Verlauf hätte verhindern können und mich dann aber auf die Ärzte verlassen habe statt auf mein Gefühl...
1. Als ich nach der Fehlgeburt bei der Ärztin zur ersten Kontrolle war, hatte ich mich schon gewundert, warum sie nicht vaginal tastet, hatte ihr aber vertraut und nichts gesagt. Hätte sie da das steckengebliebene Stück entdeckt wäre das Entfernen leicht gegangen und alles wäre gut gewesen. Keiner versteht auch warum das große Stück im Gebärmutterhals nicht im Ultraschall entdeckt wurde.
2. Ich hatte bei den letzten 2 Cytotec für die Schleimhaut schon ein wenig ein komisches Gefühl beim Tasten gehabt. Es fühlte sich chaotisch an, aber ich wollte nicht zu viel rum tasten aus der großen Angst vor einer Infektion. Ich war durch das Gefühl so irritiert gewesen, dass ich sogar im Telefonat mit meiner Hebamme über die Besonderheiten vom Muttermund diskutiert habe, aber wir waren verständlicherweise nicht zu einem Ergebnis gekommen weil das was ich gefühlt hatte natürlich nicht normal war. Ich kann es auch gar nicht richtig beschreiben.
Ich hatte in meinen ganzen Recherchen 1 Mal von einer Frau gelesen, dass bei ihr etwas im Gebärmutterhals stecken geblieben war, aber das als Möglichkeit hatte ich einfach nicht mehr auf dem Schirm und die Verunsicherung wegen Infektionsgefahr und Hörigkeit gegenüber Ärzten hatte mich leider von einer Selbstdiagnose abgebracht.
Die Blutung war unmittelbar nach der Ausschabung kaum mehr vorhanden und dauerte noch ca. 1 1/2 Wochen als Schmierblutung an, Schmerzen hatte ich keinerlei. 1,5 Wochen später am 28.12. war ich zur Nachkontrolle. Ich war schon in Erwartung der nächsten Hiobsbotschaft. Aber diesmal blieb sie aus, ich hatte stattdessen ein kleines Weihnachtswunder.
Ich hatte mir vorgenommen die Kontaktdaten des Labors zu erfragen, an welches meine Fruchtblase etc. gegangen war. Ich hatte das ja eigentlich in meine Blume pflanzen wollen. Bei der Nachuntersuchung wollte ich dann die Kontaktdaten vom Labor haben um mein Glück zu versuchen ob ich das wieder haben kann.
Und genau in der 1 Stunde als ich in der Praxis war kam die Post und brachte meine "medizinische Probe" zurück weil das Labor sie wohl nicht angenommen hatte (ich nehme an wegen Feiertagen). Ich hab dann gesagt ich will keine Untersuchung davon und hab es direkt mit nach Hause genommen und doch noch eingepflanzt. Es war übrigens tennisballgroß (bei einem Wachstumsende vermutlich 10. Woche) mit Plazenta und Fruchtblase fest verwachsen.
Im Ultraschall sah alles unverletzt aus und die Eierstöcke waren wohl schon wieder im Beginn für den nächsten Eisprung.
Etwa 2 Wochen nach der Ausschabung hatte ich meinen ersten Orgasmus ohne Sex. Ich habe dabei ein Stechen/Ziehen links der Gebärmutter gespürt. Bislang (jetzt 4 Wochen nach Ausschabung) ist dieser leichte Schmerz beim Orgasmus geblieben. Genau 28 Tage (mein normaler Zyklus) nach der Ausschabung habe ich meine normale Blutung wieder bekommen. Der Zyklus scheint also direkt wieder seinen normalen Gang zu gehen, wobei ich persönlich sehe, dass vermutlich eher 34 Tage seit Fehlgeburt betrachtet werden müssen, denn bereits diese hatte ja den Körper hormonell wieder zurück zum Normalzustand gebracht gehabt.
Die ersten zwei Blutungen waren sehr viel stärker als ich es gewohnt war. Ab der dritten hat es sich normalisiert und nach den drei Monaten hatte ich auch endlich kein Stechen mehr beim Orgasmus. Aus meiner Erfahrung war es für mich deshalb eine natürliche Konsequenz nach der Ausschabung 3 Monate zu warten. Und jetzt versuchen wir es wieder.
Mein herzlichster Dank...
... gilt meinem Mann, der in jeder Phase immer ganz nah dran war am Geschehen und immer und überall informiert und in meine Gedankenwelt eingeweiht. Er hat jede Entscheidung nicht nur akzeptiert sondern voll mitgetragen und mich sogar in den Krisen bestärkt. Ich liebe dich so sehr, dass ich mit dir so offen sein darf und du so bist wie du bist!
... gilt meiner Hebamme, die mich in jeder Phase so wunderbar unterstützt hat, mich in unendlich vielen Telefonaten angehört hat, mich hat über den Verlauf weinen lassen und mir Tipps und Hinweise bei Kolleginnen gesucht hat - und das alles obwohl sie so einen Verlauf noch nie begleitet hatte. Danke, liebste Maria, ohne dich wäre alles nochmal ganz anders gelaufen!
... gilt den Frauen in meinem Umfeld, die mit ihren eigenen Erfahrungen und ihren Berichten meinen Weg bestärkt haben. Danke für eure Offenheit zu dem Thema und euer offenes Ohr bei allen Detailfragen von mir!
... gilt den beiden Sanitätern, die mich vom Frauenarzt zur Klinik gebracht haben. Es war eine Wohltat in diesem Moment zwei so freundliche, humorvolle und umsichtige Männer an der Seite zu haben. Besonderer Dank gilt auch nochmal dem Sanitäter, der hinten mitfuhr und mich auf der langen Fahrt so gut unterhalten hat, dass mir diese Spaß gemacht hat!
... gilt der Sprechstundenhilfe der Zweitmeinungsärztin. Nie habe ich eine Arzthelferin erlebt, die bei der Blutabnahme in kurzer Zeit ein intensiveres und herzlicheres Gespräch mit mir geführt hat als ihre Chefin oder auch mein eigentlicher Frauenarzt in der ganzen Zeit jemals. Gäbe es nur mehr von dieser Sorte.